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OTTER-ZENTRUM

Fischotter

Steckbrief

Der Fachbegriff für Otter lautet Lutrinae. Umgangssprachlich werden sie auch Wassermarder genannt, da sie eine Unterfamilie der Marder sind.

Zu den verschiedenen Otterarten gehören:

Haarnasenotter
Fleckenhalsotter
Küstenotter
Flussotter
Riesenotter
Fingerotter
Kapotter
Zwergotter und verschiedene Fischotterarten (z.B. indische Fischotter).

Bei uns in Hankensbüttel wohnt der in Europa heimische Fischotter, in der Wissenschaft auch Lutra lutra genannt.

Der Fischotter

Der Fischotter gehört zu den stark bedrohten Säugetierarten in Mitteleuropa. Er ist heute geradezu ein Symbol für den Naturschutz geworden, weil seine Anwesenheit als Zeichen dafür gilt, dass die Gewässer noch in einem weitgehend gesunden Zustand verblieben sind.

Im Volksmund wird der Fischotter häufig auch Wassermarder genannt. Dieser Trivialname gibt zugleich einen Hinweis auf den für den Fischotter charakteristischen Lebensraum. Weltweit gibt es 13 verschiedene Otter-Arten. In Europa lebt nur eine von ihnen: der Eurasische Fischotter (Lutra lutra).
 

Aussehen

Durch seine stromlinienförmige Körperform ist der Fischotter hervorragend an das Leben im Wasser angepasst. Ein ausgewachsener Otter wiegt etwa 7-12 kg und misst von der Nase bis zur Schwanzspitze ca. 110-130 cm, wovon etwa 40 cm auf den Schwanz entfallen. Er ist neben dem Nerz das einzige unserer heimischen Raubtiere, das an allen vier Pfoten zwischen den fünf Zehen Schwimmhäute aufweist. Diese werden beim Tauchen und Schwimmen gespreizt und erlauben ihm eine schnellere Fortbewegung im Wasser.

Das Fell des Otters ist am ganzen Körper, einschließlich des Schwanzes, kurz und glänzend. Es hat rund 50.000 – 75.000 Haare auf einem Quadratzentimeter (zum Vergleich: beim Menschen sind es ca. 120 Haare je cm² !). Damit ist es das dichteste aller unserer heimischen Säugetiere. Zwischen den Haaren bilden sich so viele Luftkammern, dass das Wasser die Haut nicht erreicht und der Körper hervorragend gegen Kälte isoliert wird. Das Fell ist einheitlich mittelbraun. Jeder Otter hat unterschiedlich ausgeprägte graue, weiße oder gelbe Partien an Brust, Hals und Wangen.

Sehr auffällig ist der oval-längliche, stark abgeflachte Kopf des Fischotters. Besonders ausgeprägt sind die langen, kräftigen Barthaare, auch Vibrissen genannt, die der Otter in trübem Wasser zur Orientierung und Jagd benutzt. Wie gut der Körper des Otters an das Wasserleben angepasst ist, zeigt die Anordnung der Nase, der Augen und der Ohren. Diese bilden eine Linie, so dass ein Fischotter seinen flachen Kopf nur ganz wenig aus dem Wasser herausstrecken muss, um diese drei Sinnesorgane einsetzen zu können, die ihn z.B. vor Feinden warnen. Beim Tauchen kann der Otter Ohren und Nase verschließen, um so das Eindringen von Wasser zu verhindern.

Das Fell ist grau-braun, teilweise gesprenkelt und wird am Kragen und Bauch oft etwas heller. Der Körper ist sehr lang, während die Beine eher kurz sind. Auch der Schwanz ist lang und kräftig. Der Kopf ist rundlich und die Schnauze stumpf. Zwischen den Zehen sind Schwimmhäute angesetzt.

Die verschiedenen Otterarten werden unterschiedlich groß. Die größten Vertreter sind Riesenotter und Seeotter, die bis zu 100 cm lang und bis zu 45 kg schwer werden können. Bei allen Otterarten sind die Männchen etwa 25 Prozent größer als die Weibchen.

Wo lebt der Fischotter?

Das Verbreitungsgebiet des Eurasischen Fischotters erstreckt sich von der Iberischen Halbinsel bis nach Nord-Sibirien und von Skandinavien bis nach Süd-Indien. Selbst in Nord-Afrika und im Nahen Osten kommt diese Otterart vor.

In Deutschland haben nur noch in wenigen Regionen Fischotter überlebt. Ein flächendeckendes Vorkommen gibt es in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen. Außerdem findet man noch Otter in Bayern, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Aufgrund ihrer heimlichen und großräumigen Lebensweise kann man Fischotter nicht zählen, daher lassen sich auch keine Angaben zur Bestandsgröße machen.

Fischotter besiedeln alle vom Wasser beeinflussten Lebensräume, von der Meeresküste, über Flüsse, Bäche, Seen und Teiche bis hin zu Sumpf- und Bruchflächen. Wichtig ist dabei, dass diese eine hohe Vielfalt unterschiedlicher Strukturen aufweisen, also einen kleinräumigen Wechsel von verschiedenen Ufer- und Gewässerstrukturen, wie flache, tiefe, langsam oder schnell fließende Gewässerabschnitte, flache oder steile Uferbereiche, Sand- oder Kiesbänke, unterspülte Ufer, Röhrichtzonen, Gehölzsäume usw. Die besten Überlebenschancen hat der Fischotter in großräumigen, vernetzten und vielfältigen Gewässersystemen bzw. Feuchtgebieten mit ausreichendem Nahrungsangebot.

Selten werden Lebensräume besiedelt, die mehr als 500 Meter von Wasser entfernt sind. Von Ottern wurden alle Sorten von Binnengewässern besiedelt, vom Bach bis zur felsigen Seeküste. Sie leben und schützen sich in einem festen Bau, der stets oberhalb der Wasserlinie liegt. Lediglich der Eingang liegt gelegentlich unter der Wasserlinie. Zur Populationsgröße in freier Natur lassen sich keine genaue Angabe machen, da sie sehr großräumig und heimlich leben.

Wie lebt der Fischotter?

Die Wassermarder halten weder Winterschlaf noch Winterruhe. Stattdessen sind sie den ganzen Winter über aktiv und verfolgen weiterhin ihre Jagdtätigkeiten.Sie können sowohl tag- als auch nachtaktiv sein. Generell sind sie aber eher in der Dämmerung und nachts anzutreffen.

Das Durchschnittsalter von Fischottern in freier Wildbahn liegt bei 8 bis 13 Jahren. Die Lebensdauer hängt stark davon ab, unter welchen Bedingungen sie leben. Wie bei fast allen Wildtieren ist die Sterblichkeit in den ersten Lebensjahren recht hoch, so dass sich nur die fittesten Tiere bis zur Geschlechtsreife durchsetzen können. Otter in Menschenobhut können durchaus bis zu 22 Jahre alt werden, in freier Wildbahn sind solche alten Tiere Einzelfälle.

Otter sind Raubtiere und beziehen ihre Nahrung vor allem aus dem Wasser. Hier jagen sie Fische, Frösche, Krabben und andere wirbellose Tiere. Da die Raubtiere einen sehr hohen Stoffwechsel haben, müssen sie mitunter täglich 15 Prozent ihres eigenen Körpergewichts an Futter zu sich nehmen. Bei Seeottern sind das sogar bis zu 25 Prozent. Meist verbringen sie täglich drei bis fünf Stunden für die Jagd. Säugende Weibchen jagen sogar bis zu acht Stunden täglich.

Im Gegensatz zu vielen anderen Säugetieren, die eine feste Paarungszeit im Jahr haben, können Fischotter ganzjährig ranzig werden. Das heißt, dass es ganzjährig zu Nachwuchs kommen kann. Es ist allerdings häufig zu beobachten, dass die Paarungszeit im späten Winter stattfindet. Otterweibchen bekommen dann zwischen April und Mai ein bis fünf Junge. Als Einzelgänger leben sie nicht in monogamen Beziehungen.

Eine bedrohte Art

Der Grundstein für die bedrohliche Situation der Fischotterbestände wurde mit der übermäßigen Verfolgung um die Jahrhundertwende gelegt, bei der allein in Deutschland jährlich bis zu 10.000 Otter getötet wurden. Verfolgt wurde er als vermeintlicher Fischdieb und Nahrungskonkurrent des Menschen sowie wegen seines dichten Felles. Heute verlieren wir viele Fischotter durch den Straßenverkehr sowie durch Fischreusen.

Der entscheidende Grund für den dramatischen Rückgang des Fischotters aber ist die Zerstörung seiner Lebensgrundlagen, denn nennenswerte natürliche Feinde hat er nicht. Durch den Ausbau und die intensive Pflege von Flüssen und Bächen sowie die Trockenlegung von Feuchtgebieten zerstören wir die für ihn lebenswichtige Strukturvielfalt.

Ursprünglich war der größte Teil unserer Flüsse und Bäche von Gehölzen wie Erlen und Weiden gesäumt. Durch ihre Abholzung nahm man dem Otter die Deckung und die Verstecke. Durch Umweltgifte und Schwermetalle wurden das Wasser und die in ihm lebenden Lebewesen belastet. Diese Gifte reichern sich im Organismus des Otters als Endglied einer langen und weitverzweigten Nahrungskette an. Daraus können Unfruchtbarkeit oder tödliche organische Schädigungen resultieren. Die vielfältigen Beeinträchtigungen unserer Feuchtgebiete führten dazu, dass sich das Nahrungsangebot für den Fischotter verschlechterte. Und nicht zuletzt trugen auch menschliche Störungen durch Massentourismus und ungelenkten Erholungsverkehr zur Verschlechterung der Lebensbedingungen des Otters bei. 

In Deutschland war der heimische Fischotter lange Zeit vom Aussterben bedroht und steht auch heute noch auf der Roten Liste. Die Zerstörung seines Lebensraums, die Wasserverschmutzung, Insektizide, die verbotene Otterjagd und Überfischung tragen zur Gefährdung bei.

Eine geschützte Art

Der Fischotter unterliegt zwar noch immer dem Jagdgesetz, darf aber seit 1968 in der Bundesrepublik nicht mehr bejagt werden. Nationale Gesetze, wie das Naturschutzgesetz, oder internationale Abkommen, wie die Berner Konvention oder das Washingtoner Artenschutzübereinkommen, gewähren dem Fischotter den höchsten Schutzstatus.

Wirksame Schutzmaßnahmen sind nur über die Erhaltung noch intakter und die Wiederherstellung bereits ge- oder zerstörter Lebensräume möglich. Diese müssen sehr große, vernetzte Flächen bzw. Gewässerstrecken umfassen. Eingriffe durch den Menschen wie Räumen des Gewässergrundes, Mahd der Uferböschungen und die Beseitigung der Ufergehölze müssen eingeschränkt werden.

Zusätzlich müssen Maßnahmen zur Verbesserung von Otter-Lebensräumen ergriffen werden. Dazu gehören z.B. die Abwasserklärung, die Revitalisierung kanalisierter Fließgewässer, die Anpflanzung von Ufergehölzen und die Entwicklung von Altarmen und anderen Stillgewässern zu störungsfreien Rückzugsräumen. Im Vordergrund sollte dabei immer die natürliche Eigenentwicklung der Gewässer stehen und weniger deren künstliche Umgestaltung.

Der Tod durch das Ertrinken in Fischreusen lässt sich ohne großen Aufwand vermeiden, indem ein spezielles Schutzgitter vor deren Einschlupf gesetzt wird, das zwar die Fische ungehindert durchlässt, nicht aber den Fischotter. Zur Vermeidung von Verkehrsopfern wird versucht, durch Straßenuntertunnelungen oder speziell ausgeformte Brückenbauwerke dem Otter ein gefahrloses Unterqueren von Straßen zu ermöglichen. Der beste Schutz vor überfahrenen Fischotter ist jedoch der Verzicht auf den Bau immer neuer Straßen.

Haltung

Wildtiere und Raubtiere eignen sich nicht zur Haltung als Haustier, weshalb dies in Deutschland verboten ist. Um die Tiere vor dem Aussterben zu schützen, gibt es Einrichtungen wie das OTTER-ZENTRUM Hankensbüttel.

Lebensraum

Stillgewässer

Als Stillgewässer werden die verschiedensten Formen stehender Gewässer zusammengefasst. Sie können natürlichen Ursprungs sein, wie die großen Binnenseen, wie die auch im Sommer nicht austrocknenden Weiher oder wie die gelegentlich bzw. regelmäßig trockenfallenden Tümpel. Oder sie sind durch Menschenhand entstanden, wie die durch das Aufstauen von Fließgewässern bzw. das Ausheben von Geländevertiefungen geschaffenen Teiche, oder wie die zum Hochwasserschutz, zur Trinkwasserversorgung oder zur Energiegewinnung angelegten Talsperren bzw. Stauseen.

Das Arteninventar dieses Lebensraumes wird sowohl von seiner Größe als auch durch seine Strukturvielfalt, die Verteilung unterschiedlich tiefer Zonen bestimmt. Diese Faktoren beeinflussen wiederum die Temperaturverteilung und den Trophigrad (Nährstoffreichtum).

Auch Stillgewässer unterliegen einer gewissen Dynamik. Meist läuft diese auf deren Vernichtung hinaus, denn alle Stillgewässer würden ohne Eingriffe des Menschen nach und nach verlanden. Der Eintrag von Laubstreu bzw. der abgestorbenen und nach unten sinkenden Wasservegetation lässt die Gewässersohle stetig nach oben wachsen. Je flacher ein Gewässer ist, um so schneller verlandet es. Vom Menschen verursachte Nährstoffeinträge beschleunigen diesen Vorgang noch.

Zudem speichern sich im Bodensediment von Stillgewässern Schadstoffe wesentlich stärker an als in fließenden Gewässern, da hier die verteilende und transportierende Wirkung der fließenden Welle fehlt.

Fließgewässer

Als Fließgewässer werden bandartig die Landschaft durchziehende Rinnen bezeichnet, deren Gefälle das Wasser abfließen lässt, also z.B. Gräben, Bäche, Flüsse oder Ströme. Fließgewässer sind außerordentlich dynamische Lebensräume. Ohne Einfluss des Menschen verändern sie ständig ihre Gestalt - sowohl unter Wasser, als auch in ihren Uferzonen. Jahreszeitlich unterschiedlich starke Abflussmengen sorgen dafür, dass sich ihre Sohle durch Anlandungen oder Auswaschungen kontinuierlich verformt. Die Intensität der Veränderungen hängt von der Dichte des Untergrundes ab. Durch Aufweitungen oder Verengungen befindet sich das Uferprofil in einem steten Wandel. Je nach Untergrund und Fließgeschwindigkeit führen Abbrüche oder Anlandungen im Uferbereich auch zu regelrechten Laufveränderungen. Am deutlichsten sichtbar wird das an mäandrierenden, d.h. in Windungen durch die Landschaft fließenden Gewässern.

Ohne den Einfluss des Menschen würde kein Fließgewässer dem anderen gleichen, zu unterschiedlich sind ihre thermischen, chemischen und physikalischen Eigenschaften. Diese variieren zudem noch innerhalb des Fließgewässers selbst und im Jahresverlauf.

Durch Ausbau- und Pflegemaßnahmen hat der Mensch den meisten Fließgewässern gerade diese Dynamik und Individualität genommen, indem er die Abflussmengen begrenzt und die Veränderungen im Bett und im Verlauf der Fließgewässer unterbunden hat. Damit einher ging eine Verarmung der Vielfalt an Strukturen und Arten.

Videos

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